Mitarbeiter, die nichts anderes in der Firma hält als die Angst vor Veränderung, sind der Sargnagel eines jeden Unternehmens. Wenn auf ein „Wie geht’s?“ mit „Es muss!“ geantwortet wird, bist du oft auf deutschen Bürofluren unterwegs. Des Einen Karriereleiter ist des Anderen Hamsterrad und damit oft das einzige, was sich in der täglichen Routine der Lebenszeitverschwendung noch dreht. Die ersten Thank God it’s Friday Partys beginnen am Mittwoch und der Sonntag wird zur Vorhölle der sich anbahnenden Woche. Fehltage addieren sich zum Wegfall der Lohnfortzahlung und die innere Kündigung liegt unterschrieben auf dem Tisch.

Wenn sich der deutsche Firmenalltag zwischen Straflager und psychiatrischer Anstalt ansiedelt, ist es höchste Zeit, dem gegenzusteuern. Das kann und darf gern gegenläufig im Sinne neudeutscher Businesssprache „bottom up“ und „top down“ erfolgen, Hauptsache die Leute reden wieder mit- und nicht übereinander. Vorbilder auf den am ehesten nach Fisch stinkenden Hierarchiestufen sind dabei ebenso gefragt wie eine das Miteinander fördernde Wertekultur innerhalb des Unternehmens. Kollegialität, Wertschätzung, Abwechslung und Sinnhaftigkeit im Tun wären ein paar dieser Werte, die - mit Leben gefüllt - aus Arbeit Berufung machen können. Immerhin verbringen die meisten Arbeitnehmer mehr Zeit mit den Kollegen als dem Partner und den eigenen Kindern. Das nennt sich Zweitfamilie und darf genauso gepflegt werden, wenn man eine Scheidung vermeiden will.

Dabei ist Lebensfreude ebenso ansteckend wie Frustration, je nachdem wofür ich mich in meinem Umfeld entscheide. Selbst der griesgrämigste Kollege kann sich einer gelösten Arbeitsatmosphäre nicht entziehen. Es sei, alle anderen lassen sich von der Untergangssehnsucht des Miesepeters anstecken. Jeder hat die Wahl. Diese Wahl greifbar zu machen ist Sache der Firmenkultur und einer dies unterstützenden Kommunikation. Austausch statt Ausschluss und für- statt gegeneinander sind Modelle, die den Arbeitsalltag zum Erlebnis und eine gemeinsame Vision wieder möglich machen. Erlebnis- statt Ergebniskultur auf dem Weg zum gemeinsames Ziel. Doch nicht das Ziel motiviert, sondern das Bedürfnis des Einzelnen, dieses erreichen zu wollen. Dafür ist der Mitarbeiter dann auch bereit, seinen persönlichen Beitrag zu leisten und das Firmenwohl zum eigenen Bedürfnis zu erklären.

Diese Kultur des Miteinanders und der Fehlertoleranz, der Neugier und Lernmotivation schafft die Basis für ein firmeninternes Wachstum, das der Leidenschaft folgt, mit der die Mitarbeiter dem Sinn ihrer Arbeit nachgehen und die Kunden anstecken. Dieser Erfolg ist Gemeinschaftsgut und nicht der Verdienst einsamer Entscheider. Auch hier kann sich der Fisch vom Kopf her reinigen und dem einstigen „Fußvolk“ Vorbild und Mentor zugleich sein.

Das ist kein frommer Wunsch. Konkret geht es um die Möglichkeit des sich Findens und Austauschens, des sich Abstimmens und Mitwirkens zu betriebsinternen Fragen und Problemen. Sich einzubringen und Lösungen zu anzubieten sind der Honig, der die Suchenden dabei anzieht und mit dem guten Gefühl, ihren Beitrag geleistet zu haben, (k)leben lässt. „Was kann ich tun, ohne von der Bewertung anderer abhängig zu sein?“, schafft ein Bewusstsein der eigenen Wirksamkeit und all der Möglichkeiten, den bisher langweiligen Firmenalltag nach den persönlichen Bedürfnissen gestalten zu können. Es sind die Potentiale und Stärken des Einzelnen, die es zu entdecken gilt, nicht dessen Defizite und Schwächen. Jede Firma hat ungezählte Talente und Optionen, diese bestmöglich einzusetzen, so sich die Führungsebene dafür interessiert und in Fehlern Möglichkeiten sieht, wie man Dinge nicht und damit künftig besser macht.

Menschen sind der Rohstoff der Zukunft, nicht Quartalszahlen und Boni. Deshalb dürfen Menschen auch im Mittelpunkt der Betrachtung und Beachtung stehen, Menschen und deren Bedürfnisse. Das setzt intrinsische Motivation frei und kehrt den Prozess des schleichenden Rückzuges um. Menschen werden zu Motoren, wo zuvor das Quietschen der Bremsen unüberhörbar wurde. Menschen sind es, die über das Wohl und Wehe eines Unternehmens bestimmen, keine Kostenstellen und Personalnummern, denn jedes Unternehmen ist so stark wie der schwächste Mitarbeiter. Den gilt es zu fördern, nicht abzuhängen, sonst reißt die Kette.

Mitarbeiter, die ohne Angst vor Veränderung darüber nachdenken, was der Firma nutzt und deren Ideen und Visionen von Unternehmerseite gehört und beherzigt werden, machen den Unterschied gegenüber dem Mitbewerber, der noch immer Kostenersparnis mit Personalabbau gleichsetzt. Das wissen nicht nur Kunden zu schätzen, sondern auch künftige Mitarbeiter, die zu finden oft mühsam ist und bei hoher Nachfrage teuer werden kann.

Beliebte Unternehmen haben mehr als nur hohe Gehälter zu bieten, deren Motivationswirkung die Probezeit kaum übersteht. Ein echtes Wir-Gefühl und ein Austausch über Abteilungsgrenzen hinaus, frei von Kostenstellenkonkurrenz und bloßem Hierarchiedenken, schaffen ein Netzwerk, in dem sich Freude am Tun, ein lebendiges Miteinander und ein neuer Lebenssinn verbinden lassen. Das wirkt sich unmittelbar auf das persönliche Wohlbefinden eines jeden Mitarbeiters aus und damit auf dessen soziales Umfeld. Ein sich selbst antreibender Kreislauf, das Perpetuum Mobile des Glücks.

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